Als das Burgenland in der Nacht auf den 9. Juni 2024 von einer Jahrhundert-Hochwasserkatastrophe heimgesucht wurde – eine Naturkatastrophe, die Schäden in Millionenhöhe verursachte – trat Landeshauptmann Hans Peter Doskozil mit großen Versprechen vor die Öffentlichkeit. Wörtlich erklärte er: „Wir setzen alles daran, den Geschädigten rasch und unbürokratisch zu helfen. Mobile Teams haben die Betroffenen bei der Schadensdokumentation vor Ort unterstützt, um den Beantragungs- und Auszahlungsprozess zu beschleunigen.“ Mit bis zu 400 Landesbediensteten sollten alle rund 1.900 Schadensmeldungen erfasst und 1.500 Anträge aufgenommen werden.
In einer Aussendung des Landesmedienservice Burgenland vom 21. Juni 2024 wurde sogar detailliert ausgeführt, dass zwischen dem 12. und 20. Juni 2024 täglich 20 Teams im Bezirk Oberwart im Einsatz gewesen seien, zusammengesetzt aus Bediensteten mehrerer Bezirkshauptmannschaften sowie der Abteilung 8 im Amt der Bgld. Landesregierung. „Ihr Einsatz hat die administrative Abwicklung, die zur Auszahlung der Gelder aus dem Katastrophenfonds erforderlich ist, beschleunigt“, erklärte Doskozil damals. Laut Land sollten diese Teams rund 150 Fälle pro Tag abgearbeitet haben – auch an Wochenenden. Am Ende, so hieß es, seien die Schadensdokumentationen fast vollständig eingeholt gewesen, insgesamt seien 1.500 Anträge abgegeben worden. Zur Erinnerung: Diese Aussagen stammen vom 21. Juni 2024.
Die nun vorliegende schriftliche Anfragebeantwortung durch LH-Stv. Anja Haider-Wallner an Klubobmann Norbert Hofer (siehe Beilage) zeichnet ein völlig anderes Bild. Im Jahr 2024 wurden 1.710 Anträge gestellt. Davon wurden lediglich 471 (!) positiv erledigt, während 1.239 Anträge abgelehnt wurden. Mit Stand 25. August 2025 befinden sich zudem noch 41 Anträge in Bearbeitung.
Bislang wurden rund 8,8 Millionen Euro an Hilfen ausbezahlt. Verzögerungen erklärt die Landesregierung mit fehlenden Unterlagen, offenen Versicherungsfällen und laufenden Verlassenschaftsverfahren. Diese Darstellung steht in eklatantem Widerspruch zu Doskozils Behauptung, wonach bereits im Juni 2024 die Schadensdokumentationen „fast vollständig“ eingeholt gewesen wären.
Norbert Hofer: „Wer sagt hier die Unwahrheit – der Landeshauptmann oder seine Stellvertreterin? Man möge sich selbst ein Bild davon machen. Fakt ist: Auf dem Rücken von Menschen, die Hab und Gut verloren haben, wurde billigste PR-Arbeit betrieben.“
Die Anfragebeantwortung ist in der Sache unzweideutig:
Zur Zuständigkeit: „Die Beauftragung der Sachverständigen erfolgte durch die jeweils zuständigen Gemeinden. Die Auswahl liegt außerhalb des Verantwortungsbereichs der zuständigen Abteilung.“
Zur Geschwindigkeit: „Die zeitnahe Auszahlung liegt nicht nur an der zuständigen Abteilung, sondern auch daran, dass seitens des Antragstellers / der Antragstellerin noch Unterlagen nachgereicht werden müssen.“
Damit stehen die öffentlichen Versprechen des Landeshauptmannes („rasch und unbürokratisch“, „20 Teams pro Tag“, „150 Fälle täglich“, „fast vollständige Schadensdokumentation“) in klarem Gegensatz zu den offiziellen Feststellungen in der Anfragebeantwortung.
Die geschädigten Burgenländerinnen und Burgenländer wurden im Sommer 2024 mit Versprechen beruhigt, die nicht gehalten wurden.
Norbert Hofer: „Diese Diskrepanz zwischen Worten und Taten ist schockierend – gerade in einer Situation, in der Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. Ich danke Anja Haider-Wallner für ihre ehrlichen Worte, die dem Landeshauptmann wohl nicht gefallen werden.“
Beilage: Anfragebeantwortung LH-Stv. Anja Haider-Wallner vom 10. September 2025