- Der „Allgemeine Einkommensbericht 2024“ des Rechnungshofes liefert eine detaillierte Analyse der Einkommen von unselbstständig Erwerbstätigen, Selbstständigen sowie von Pensionisten in Österreich. Doch ein wichtiger Teil der Bevölkerung wird dabei übersehen: die Pendler aus dem Burgenland, die regelmäßig in andere Bundesländer, insbesondere nach Wien, Niederösterreich und die Steiermark, auspendeln. Ihre Einkommenssituation, die durch hohe Pendelkosten und lange Fahrtzeiten geprägt ist, sowie die Tatsache, dass ihre höheren Einkommen das durchschnittliche Einkommen im Burgenland nach oben treiben, müssen dringend in jede umfassende Einkommensanalyse mit einfließen.
Der Einkommensbericht 2024 liefert zwar wichtige Daten, doch ein zentraler Aspekt wird völlig außer Acht gelassen: die burgenländischen Pendler“, kritisiert Landtagsabgeordneter Sandro Waldmann, Sprecher für Arbeitnehmer und Pendler. „Wer im Burgenland arbeitet, verdient im Schnitt deutlich weniger als jene Burgenländer, die täglich nach Wien, Niederösterreich oder die Steiermark pendeln. Weil diese höheren Pendler-Einkommen in die burgenländische Statistik einfließen, entsteht ein verzerrtes Bild. Der Einkommensbericht suggeriert dadurch ein durchschnittliches Einkommensniveau, das mit der tatsächlichen Lebensrealität vieler hier arbeitender Menschen wenig zu tun hat. Als Beispiele sind etwa Elektriker, Schlosser und Pflegekräfte zu nennen, die außerhalb des Burgenlands – insbesondere in Wien, Niederösterreich und der Steiermark – deutlich höhere Löhne erzielen als im Burgenland selbst. Viele Fachkräfte sehen sich gezwungen, in andere Bundesländer zu pendeln, um ein besseres Einkommen zu erreichen, nehmen dafür jedoch erhebliche tägliche Belastungen in Kauf. Diese fundamentale Fehlinterpretation verschleiert die wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen das Burgenland tatsächlich steht.
Laut aktuellen Zahlen pendeln im Burgenland etwa 52.900 Personen regelmäßig in andere Bundesländer, vor allem nach Wien, Niederösterreich und die Steiermark. Das entspricht etwa 38 % der unselbstständig Erwerbstätigen im Burgenland. Diese Pendler erzielen in der Regel ein höheres Bruttojahreseinkommen als ihre Kollegen, die innerhalb des Burgenlands bleiben. Diese höhere Einkommenssituation trägt maßgeblich dazu bei, dass das durchschnittliche Einkommen im Burgenland insgesamt nach oben verzerrt wird. Doch durch die langen Pendelstrecken und hohen Pendelkosten entstehen den Pendlern zusätzliche finanzielle Belastungen, die im Einkommensbericht nicht berücksichtigt werden.
Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass im Burgenland ein unverhältnismäßig hoher Anteil der Erwerbstätigen im öffentlichen Dienst beschäftigt ist. Diese Mitarbeiter verfügen in der Regel über ein sicheres und überdurchschnittliches Einkommen, wodurch das Durchschnittseinkommen im Burgenland künstlich nach oben verzerrt wird. Das dadurch entstehende Bild im Einkommensbericht gibt die tatsächlichen Verhältnisse nicht korrekt wieder, denn die Einkommenssituation in der Privatwirtschaft – insbesondere im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor – liegt spürbar darunter.
„Pendler aus dem Burgenland tragen einen erheblichen Teil der Arbeitslast in Wien, Niederösterreich und der Steiermark, doch ihre Lebenshaltungskosten steigen durch die Pendelkosten erheblich. Diese zusätzliche Belastung muss in jede Einkommensanalyse miteinbezogen werden“, fordert Waldmann. „Wir können die Einkommenssituation dieser Gruppe nicht einfach ausblenden, wenn wir eine gerechte und vollständige Betrachtung der Einkommensverhältnisse im Land anstreben.“
Pendler aus dem Burgenland legen im Durchschnitt mehr als 40 Kilometer pro Strecke zurück, wenn sie in andere Bundesländer pendeln. Das entspricht täglich über 80 Kilometern. In einigen Fällen, insbesondere für Pendler aus entlegeneren Regionen, können die täglichen Pendelstrecken sogar 100 Kilometer oder mehr betragen. Der Einkommensbericht versäumt es, diese Belastungen in die Betrachtung einzubeziehen und stellt das durchschnittliche Einkommen der Burgenländer damit unvollständig dar.
„Die Politik muss hier endlich handeln“, so Sandro Waldmann weiter. „Wir brauchen eine faire Unterstützung für die Pendler, etwa durch eine gezielte Förderung öffentlicher Verkehrsmittel, weitere steuerliche Entlastungen oder zusätzliche Zuschüsse für Pendelkosten. Ohne diese Maßnahmen bleibt die Einkommensanalyse unvollständig und kann den tatsächlichen Lebensstandard vieler Burgenländer nicht widerspiegeln.“